Mortesdorf....ein Dorf in Siebenbürgen

Der Name stammt soweit die Sache studiert wurde, von dem Namen Martin (sächsisch Morts) obwohl auch eine zweite Hypothese existiert. Ich persönlich neige aber mehr dazu, Thomas Nägler Recht zu geben, der in seinem Buch "Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen" meint, das es zur Zeit der Einwanderung der deutschen Bevölkerung hier einen reichen Mann oder auch nur einen angesehenen Mann gab der den Namen Martin trug. Nach ihm wurde dann die Siedlung benannt.

Vielleicht ist Mortesdorf gleichzeitig mit Martinsdorf im Jahre 1280 gegründet worden.

Etwa um das Jahr 1300 sind die zwei letzten Siedlungsentklaven das Zwischenkokelgebiet samt Umgebung, mit sächsischen Einwanderern bevölkert worden. Es handelt sich etwa um 40 Ortschaften, zu denen auch Wurmloch und Mortesdorf zählen.

Die erste Erwähnung Mortesdorfs in einer Urkunde, stammt aus dem Jahr 1319. Die Urkunde besagt, dass das Dorf eine Besitzung der sächsischen Grafen Nikolaus und Johann von Talmesch ist. Diesen beiden mächtigen Männern gehörte damals Talmesch, Sacel, Hamlesch, Alamor, Kleinalisch, Bulkesch, Seiden, Silea und Medvesch bei Kokolburg, Martinsdorf, Gesäss, Cornatel, „Villa Morteni“ ( Mortesdorf )sowie Irmesch bei Elisabethstadt. Diese Aufzeichnung in einer Urkunde lässt darauf schließen dass Mortesdorf wahrscheinlich noch im XIII. Jahrhundert gegründet wurde, nachdem Wurmloch schon 1305 urkundlich erwähnt wird, und das jenseits der Wasserscheide im Kaltbachtal liegende Martinsdorf schon zur Zeit des Königs Ladislaus IV (1272-1290) bestand. Weiter besagt die Urkunde von 1319, dass König Karl die Übereinkunft bestätigt, gemäß der ein Teil der Besitzungen – darunter auch Mortesdorf an die Anverwandten fallen sollte, falls die beiden Grafen von Talmesch ohne männliche Erben sterben sollten. Tatsächlich sterben diese beiden Grafen ohne männliche Erben, so dass diese einstige sächsische Grafenbesitzung in ungarischen Adelsbesitz gelangte.

Die nächste Urkunde, in der wir etwas über Mortesdorf erfahren, stammt aus dem Jahre 1359. Adelige erscheinen als Besitzer von Mortesdorf, genannt wird Ladislaus, Sohn des Blasius, und Andreas Sohn des Herbert von Blasendorf. (in der Urkunde: „..Andreas fiius Herbordi de Balasfalva „)Diese Adelige befinden sich im Hattertstreit mit den Bewohnern von Wurmloch. Sie klagen dass die „Hospites„ von Wurmloch einen Teil ihre Hatterts besetzt hätten, der sich innerhalb der Grenzen ihrer Besitzung „Martontelke„ befinde. Das Weissenburger Kapital nimmt eine Grenzbegehung zwischen Wurmloch und Mortesdorf vor.

Urkundlich sind folgende Ortsbezeichnungen feststellbar:

1319 „Villa Morteni „

1359 „Martontelke „

1399 „Martumtelke“

1414 „Villa Mortini „

1509 „Morteszdorff „


Im Jahre 1415 hat Mortesdorf Gemeinde Martin geheißen. Das ist der erste alleinige deutsche Name dieser Gemeinde.

In alten Büchern kommt die Gemeinde als Marting (lateinisch) vor.
Später wurde sie Mortesdorf genannt. Wann der Name Motischdorf hinzukam ist aus öffentlichen Akten nicht ersichtlich, da diese nur deutsch und ungarisch erfasst wurden.

In der Kirchengeschichte wird der Name auf die sächsische Übersetzung der ungarischen Ortsbezeichnung „Martonsdorf"(Dorf des Marton)zurückzuführen, Hypothese welche auch von Juliana Fabritius-Dancu und Gernot Nussbächer in ihren Studien übernommen wurde.
In den ältesten Siebenbürgenkarten, die Johannes Honterus 1532 in Basel herausgegeben hat, wird Merestorf (Mortesdorf) neben Wurmloch zum ersten Mal kartographisch dargestellt.

Was die älteste Geschichte anbelangt, verläuft sich die Wissenschaft in der sagenumworbenen Zeit der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen. So wie viele andere Ortschaften, haben auch Mortesdorf eine eigene Sage, die uns Überliefert wurde:
Mortesdorf soll früher an einem anderen Ort gestanden sein. Dort wo einst Kirche und Turm standen, heißt es beim „ Glockenbrunnen“. Die Gemeinde,so sagt die Legende, versank mit Kirche und Turm, Häuser und Leuten. In der Christnacht hört man um Mitternacht die Christglocken lauten, und die Adjuvanten das „Puernatus“ spielen.

Mortesdorf gehörte im Mittelalter zum Weissenburger Komitat, während Wurmloch eine der freien Gemeinden des „unteren (Schelker) Stuhles“ innerhalb der sogenannten „Zwei Stühle“ (Mediasch und Schelk) war. Betrachtet man die Landkarte mit der damaligen Verwaltungseinteilung Siebenbürgens, erscheint der Hattert von Mortesdorf wie ein Fremdkörper im Mediascher Stuhl bzw. wie eine nordwärts gerichtete Ausstülpung des Komitatbodens am Kaltbachtal über die Wasserscheide zwischen Kaltbachtal und dem Tal der Großen Kokel.

Am Anfang des XIV. Jahrhunderts gehörte das Kaltbachtal noch zum Schelker Stuhl, aber die adligen Besitzer waren nach Weissenburg zuständig, und so wurden nach der Entscheidung des siebenbürgischen Landtag von 1322 diese Gemeinden als zum Weissenburger Komitat gehörig erklärt. Bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft 1848, blieben die Mortesdorfer Bauern Hörige.

Aus den folgenden drei Jahrhunderten sind zahlreiche Urkunden erhalten geblieben, die von immer wieder aufgenommenen Hattertstreit zwischen Wurmloch und Mortesdorf berichten. In diesen Urkunden wird nie die Gemeinde Mortesdorf, sondern nur deren adlige Besitzer als Prozessgegner von Wurmloch angeführt. 

Ein erster bekannter Prozess fand in den Jahren 1397-1399 statt. Diesmal treten die Bewohner von Wurmloch als Kläger auf: sie berichten dem König, dass die benachbarten Adeligen ein zu Wurmloch gehörendas Gebiet besetzt hätten. Der König, so steht es in der Urkunde, beauftragt den Wojewoden erneut eine Grenzbegehung vorzunehmen. Ein Jahr später berichtet der Vizewoewode dem König daß er das strittige Gebiet zwischen Wurmloch und Mortesdorf, zusammen mit den „Senioren der sieben Stühlen" besichtigt habe. Unter den adeligen Besitzern von Mortesdorf wird als Wortführer, ein gewisser MATHIAS TSUPUD genannt. Der Vizewoewod versucht auf Grund der Hattertbegehung von 1359 eine Vereinbarung zu erzielen. Sein Versuch scheitert an der Unzufriedenheit der Bewohner von Wurmloch, und so muß die Angelegenheit an den König weitergeleitet werden. Diese Urkunde ist 1398 datiert.

Der Hattertstreit geht weiter, wie es eine Urkunde aus 1399 bezeugt. Auf dem Landtag zu Thorenburg kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen CHRISTIANUS, Sohn des Arnold, im Namen aller Bürger aus Wurmloch (im Dokument finden wir die Ortsbezeichnung “BARUMLAKA“), und MATHIAS CSIFFOD anderseits. Abermals kommt es zu einer Grenzbegehung.Schließlich gelangt man zu einer Einigung und nimmt eine Teilung des strittigen Gebietes vor. Es wird eine Grenzbegehung vorgenommen und urkundlich festgelegt.

Bis heute ist auffällig, dass der Hattert von Wurmloch nahe an die Grenze der Gemeinde Mortesdorf herankommt.

In den Jahren 1414-1415 führte das Schelker Kapitel einen Prozess gegen den Weissenburger Bischof wegen den Zehnten. Unter den Vertretern des Kapitels befand sich der Pleban GEORGIUS von der Martinskirche „de Villa Mortini„. Der Prozesse wurde schließlich von Papst Johannes XXIII auf dem Konzil zu Konstanz (1415) zugunsten des Schelker Kapitels entscheiden.

Eine Ablassurkunde von 1423 für den Adligen JOHANNES DE MORTENSDORF und seine Gattin ELISABETH enthält zum ersten Mal den deutschen Ortsnamen der Gemeinde.

Es ist sehr wahrscheinlich, daß durch den Türkeneinfall von 1438 nach Siebenbürgen, wobei die „Zwei Stühle" Mediasch und Schelken stark zerstört wurden, auch Mortesdorf in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vielleicht darf man die Inschrift der großen Glocke in Mortesdorf damit in Zusammenhang bringen: „O rex glorie veni nobis cum pace "Leonardus„

Leonardus ist als Glockengießer nach 1429 tätig gewesen und hat auch die Glocken von Arbegen, Grossprobstdorf und Kleinprobstdorf, die aus derselben Zeit stammt, mit derselben Inschrift versehen.

Einige Jahre später, es scheint der Hattertstreit zwischen den benachbarten Gemeinden Wurmloch und Mortesdorf noch immer kein Ende gefunden hat, wird abermals eine Grenzbegehung beurkundet. In der 1460 datierten Urkunde, erscheint Mortesdorf als Besitzung des NIKOLA VON GEREND. Diesen Besitz wird in einer anderen Urkunde aus den Jahre 1478–1479 demselben Adligen bestätigt. Auch die schon erwähnte Grenzbegehung aus den Jahre 1460 wird nochmals in einer Urkunde aus 1484 beglaubigt.

In den Hermannstädter Rechnungen vom Ende des XV. Jahrhunderts, wird „MARTONTELKE"(1495) und „MERTERSDORF"(1497) erwähnt ohne daß dabei etwas zur Ortsgeschichte ausgesagt wird. Spätestens aus dieser Zeit stammen die ältesten Teile der Kirchenburg von Mortesdorf „ein Zeitzeugnis für den Gemeinsinn der Bewohner „ wie es Gernot Nußbächer formuliert.

Im Jahre 1507 wurde an der Wiener Universität ein gewisser „Ladislaus Tessinger de Martersdorf„ immatrikuliert, den die bisherige Forschung aus unserem Mortesdorf stammen lässt.

In den Hermannstädter Rechnungen von Anfang des XVI. Jahrhunderts wird die Gemeinde mehrere Male genannt: 1521 „MERTSDORF" 1524 „MORTESTORFF"

1525 „MORDERSTORFF" 1526 „MERTHESSDORFF" Ebenfalls aus 1521 haben wir eine Urkunde, die besagt daß Mortesdorf an der Aufteilung des Hattertgebietes der untergegangenen Gemeinde Weissdorf teilgenommen hat.

In der Zeit der Thronstreitigkeiten zwischen Johann Zapolya und Ferdinand von Habsburg (nach der Schlacht von Mohacs – 1526), wurde auch Mortesdorf zu einem Spielball gegensätzlicher Interessen verschiedener Adliger. Nachdem Mortesdorfer Besitzportionen der Nachkommen der Nachkommen der Familie Gerendi aufgrund einer Schenkung, von Franz Körössy de Samsond besetzt wurden, er aber zum festgesetzten Gerichtstermin nicht erschien, beauftragte der siebenbürgische Woiwode Stephan Bathori mehrere Adlige, die früheren Besitzer wieder in ihre Rechte einzusetzen.

Auch im XVI. Jahrhundert wurde der schon seit langem begonnene Hattertstereit zwischen den Gemeinden Wurmloch gegen die adligen Besitzer von Mortesdorf, wieder aufgenommen.

Aus der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts seien noch zwei Jahreszahlen angeführt: 1645 und 1648. Die erste Zahl findet man auf dem Giebel der Kirche, die zweite an der Außenwand der Ostbastei. Beide sind ein Hinweis darauf, daß die Gemeinde ihre Kirchenburg in gutem Zustand erhielt. Die Burg, das Bollwerk und Zufluchtsort gegen alle Feinde, wurde um die Mitte des XVII. Jahrhunderts den neuen Bedürfnissen der Verteidigung angepasst. So war sie jetzt für die kommende schweren Jahre gerüstet.

In der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts erlebte die türkische Heereskraft nach längerem Verfall eine plötzliche Erneuerung. In Siebenbürgen entstanden zwei Parteien, wobei der eine Teil der führenden Adelsgeschlechter das Eindringen der Türken erleichterten. Mit ihrer Unterstützung erhielten den Thron schwache, hilflosen, Fürsten, die zu einer Verteidigung des Landes mit Waffengewalt, wie es einstmals war, nicht mehr fähig war. Türkische Heere durchzogen Siebenbürgen oder lagerten lange Zeit darin, plündernd, raubend. Überdies verlangten die Türken hohe Kriegssteuer, die zusammen mit den häufigen Menschenentführungen, Plünderungen das auch zur Entvölkerung so mancher Dörfer führte. Die Geschichtsschreibung bezeichnet diese Periode als „Türkennot„

Gegen Ende des Jahrhunderts wurden aber die Türken, nachdem sie sogar Wien zu erobern versucht hatten, von den Feldherren des deutschen Kaisers Leopold I aus dem Hause Habsburg in einer Reihe großer Schlachten geschlagen und weit zurückgedrängt. Sie behielten von alten Ungaren nur das Banat, und das nur noch kurze Zeit. Kaiser Leopold aber schloss im Jahre 1691 das Siebenbürgische Land an, wobei „alle überlieferte Einrichtungen und Rechte Siebenbürgens für alle Zeit geachtet und ungeschmälert bleiben sollten (Leopoldinisches Diplom)

Aus dem XVIII. Jahrhundert sind mehrere Jahreszahlen mit der Geschichte von Mortesdorf in Verbindung zu bringen. Es sind hauptsächlich Reparaturen und Renovierungsarbeiten an der Kirchenburg: aus dem Jahre 1702 stammt des barocke Torgewölbe samt eisenbeschlagener Eichentür, 1718 wurde die Kirche repariert, 1776 – laut Innschrift – entstand eine Stuckaturdecke welche wahrscheinlich ein früheres Gewölbe ersetzte. (1776 ist in die Decke eingekratzt)

Die Jahreszahl 1778 finden wir auf dem Kirchengiebel und deutet ebenfalls auf eine Reparatur hin und aus dem Jahre 1791 stammt der holzgeschnitzte Altar.

1800–1850 wird dann die Kirche erweitert (verlängert) und erhält somit ihr heutiges Aussehen. 1832–1833 wird der westlicher Befestigungsturm zum Glockenturm umgebaut. Sein Grundriss hat 36 m².

Von großer Wichtigkeit für die Bewohner von Mortesdorf war das Jahr 1848, in welchen die Leibeigenschaft aufgehoben wurde.

Aus dem XX. Jahrhundert seien noch zwei Jahreszahlen dazuzufügen: 1923 und1932. 1923 wurde der kirchliche Gemeindesaal (der heutige Kultursaal) erbaut, während im Sommer 1932 ein so starkes Gewitter mit Hagel war, dass das Hochwasser 150 Schweine weggeschwemmt hat.

Allein dieser knappe Überblick an geschichtlichen Daten und urkundlichen Beweisen lässt eine bewegte Geschichte erahnen. Stellen wir uns abschließend die Frage nach dem Ergebnis der Ansiedlung, sowohl für die Siedler als auch für diesen Landstrich, so können wir feststellen dass die Siebenbürger Sachsen auch hier, in Mortesdorf, mit ihrem Fleiß zum materiellen, sozialen und kulturellen Aufschwungs dieses Landstriches beigetragen haben.

Kommt man heute nach Mortesdorf, bleibt leider unvergesslich und beeindruckend der fortschreitende Verfall der Kirche und Kirchenburg.

Einwohnerübersicht:

1765: 471 Einwohner
1852: 599 Einwohner
1939: 925 Einwohner
1945: 885 Einwohner
1985: 907 Einwohner (davon 91 Rumänen, Zigeuner und Ungarn)
2006: 1 sächsische Einwohnerin

Die häufigsten Familiennamen waren: Fronius, Mantsch und Stamp. Andere Familiennamen: Eckardt, Gaber, Gross, Kepp, Kliemen, Klusch, Linder, Löpprich, Maurer, Müller, Römischer, Ruhland, Schemmel, Schmidt, Schuller, Schuster, Wotsch u.a.