Neujahr

Früher trugen die Patenkinder ihren Paten und „Goden das „Neujahr“

Sie trugen in einem Tuch Äpfel in welche Geldstücke eingesteckt waren. Später gingen die Kinder zu ihren Paten, Goden und Verwandten „wünschen", nachdem sie die Neujahrswünsche zuerst ihren Eltern aufgesagt hatten.

Für das „Wünschen" erhielten die Kinder Geld, Äpfel und Gebäck. Auch die Kleinsten gingen gerne mit um Geschenke zu erhalten. Wieder zu Hause wurde noch vor dem Kirchgang die Tasche gelehrt und das Geld gezählt. Voller Freude wurde berichtet wie viel zusammengekommen war und was dafür gekauft werden sollte oder für welchen Ausflug es gespart werden soll.

Sittag und Faschingsfest der Nachbarschaft                                                                                                                                                                                     Das Fest begann in Mortesdorf am 2. Februar, dem Marientag, im Hause entweder des ältesten oder des jüngsten Nachbarvaters mit dem „Sittag". Die beiden Nachbarväter wechselten sich dabei von Jahr zu Jahr ab. Nur in den letzten Jahren feierten mehrere Nachbarschaften gemeinsam im Saal. Am Morgen des Sittages wurde die Einladung mit je einem Nachbarzeichen für die Männer und einem für die Frauen von Haus zu Haus getragen. Der Sittag wurde von den Männern abgehalten und hatte folgende Tagesordnung: Die beiden Nachbarväter und die beiden „Vierelsmänner" gingen in den Vorraum und sagten: „Gesund lassen wir euch und berieten über die, weiche straffällig geworden waren." Nach der Beratung kamen sie wieder alle herein und sagten: „Gesund finden wir euch"

Dann folgte die Eröffnungsansprache:
Irschtens walle mir asem lawen Gott dünken, di as Hil bot lossen erwielen, wat as sälich uch netzlich ze moachen äs. Schäldich se mir, den troae Gott uch wegter unzerofen, di as hot erhoalden bäs an dis law gejewärtlicb Zegt uch Stangt. Si woaste mir as ze erännern, asem löblichen Gebrechen no, dade jo net nor ha gehoalden werden, sondern uch underswo bä Stiedten uch Markten, esi wa ba er ärmer gemin, ba er gunzen irlicher Noberscheft. Si dide mir hier gebaeden durch as l\laberziehen und mir sahn, dat ir as Gebot net än de Wngt hot walle schlon, sondern sogt erschinen no oalder Sitt uch Beoch, wä en gunz irlich Noberscheft. Hirt hier ir Neber, klot ich af ener uch der under, et wit ich erleichtert warden.

Nach der Bestrafung der Schuldigen, wurden die Statuten vorgelesen und die Strafen für das nächste Jahr festgesetzt. Wenn junge Nachbarn zur Nachbarschaft dazugekommen waren, mussten sie sich „eingrüßen". Der Eintritt erfolgte mit 5 Lei und einer Flasche Wein. Nachbarn die im vergangenen Jahr Todesfälle in der Familie hatten, brachten ein Brot und eine Flasche Wein mit. Der Sittag endete mit einem gemeinsamen Essen. Die Nachbarmütter brachten Brot, Speck, Wurst und Rettich. Nach dem Essen verließen die Nachbarn die nicht „eingefüllt" hatten das Haus des Nachbarvaters. Die Frauen versammelten sich derweil im Haus der anderen Nachbarmutter. Sie erhielten Wein von den Männern und Hanklich und Stritzel von den Nachbarmüttern. Wenn dies verzehrt war gingen die Frauen nach Hause und versorgten das Vieh. Am Abend zu einer festgesetzten Zeit versammelten sich die Männer und Frauen wieder im Nachbarschaftshaus oder im Saal. Dort wartete schon eine Musikkapelle und der Fasching konnte mit Tanz und Gesang beginnen. Diejenigen, die Streit anzettelten, wurden angemerkt und am Sittag nach dem Fasching bestraft. Am 3. Februar wurden die Nachbarzeichen wieder herum geschickt. Wer nicht zur festgesetzten Stunde erschien, wurde von den Männern der Nachbarschaft mit Musik und einem Handschlitten abgeholt. Er musste einen Schnaps ausgeben und es warteten Rutenhiebe auf ihn. Dieser zweite Faschingstag war in der Regel lustiger als der erste. Früher verkleidete man sich an diesem zweiten Tag. Es wurden Streiche gespielt, lustige Faschingsspiele aufgeführt oder Witze erzählt. Man zog zu anderen Nachbarschaften und führte die Faschingsspiele auch dort auf. Die Unterhaltung dauerte bis in die Morgenstunden des 4. Februar. Am 3. Tag wurden wieder alle Männer und Frauen, die beim Fasching dabei waren, mit dem Nachbarzeichen zum Begleichen der Ausgaben eingeladen. Nach der Abrechnung spielten die Musikanten und es wurde bis abends weiter getanzt. Am 2. Und 3. Tag gab es Glühwein. Wenn Wein übrigblieb so wurde dieser für Ostern oder Pfingsten aufgehoben.

Starksonntag                                                                                                                                                                                                                                       Der Sonntag nach Aschermittwoch ist der Starksonntag und wird von jeher als Familienfest gefeiert. Die Eltern laden ihre Kinder mit Familien zu einem Mittagessen oder Abendessen ein. Wenn die Eltern nicht mehr am Leben sind, so laden sich die Geschwister gegenseitig ein. An diesem Tag werden Krapfen gebacken.                                                                                                                                                                                                                                            Man sagt den Kindern sie müssten an diesem Tag neun Mal essen um stark zu werden.

Tanz der Kinder am Geschworenenmontag
Das Gemeinschaftsleben fängt schon bei den Kindern an. Vor dem I. Weltkrieg und einige Jahre nach dem Krieg, wurde am Geschworenenmontag der Tanz der Kinder abgehalten. Am Morgen versammelten sich die Kinder und gingen „Ansingen"; in der einen Hälfte der Gemeinde die Knaben, in der anderen die Mädchen. Die Kinder hatten Spieße aus Eisen oder Holz, Körbchen und Henkeltöpfe dabei, gingen von Haus zu Haus.

Die Knaben sangen das Lied:
Mein Arm ist stark und groß mein Mut, Gib Vater mir ein Schwert. Verachte nicht mein junges Blut, Ich bin der Väter wert.

Dann riefen einige:
Mutter gib Butter, gib Schmalz, alles ist gut im Hals

daraufhin kam die Mutter oder die Tochter und gab den Knaben Fleisch, Eier, Wurst, Mehl und Schmalz. Das Fleisch wurde an den Spieß gesteckt.

So ging es von Haus zu Haus.

Die Mädchen sangen das Lied:
Dir möchte wir singen, du heimisches Land, Den Ehrenkranz dir bringen, der Dankbarkeit Gewand. Wir suchen geborgen im sicheren Schoß, Bei dir sind keine Sorgen, oh glückliches Los

Dann riefen einige:

Mutter gibt Butter, gib Schmalz, alles ist gut im Hals!

Die Mädchen taten Fleisch, Wurst und die anderen Lebensmittel, die sie erhielten in ihre Körbe und Henkeltöpfe und übergaben alles den Müttern der ältesten Knaben und Mädchen. Aus dem Fleisch und der Wurst wurde am selben Tag ein Essen bereitet. Die Kinder kamen mit Besteck, Brot und Wein zum Essen.

Nach dem Essen gingen die Kinder nach Hause um dann zum „Tanz" wiederzukommen. Am Morgen danach wurde wieder Fleisch und Wurst gebraten. Die Kinder brachten geschnetzeltes Kraut mit, aus dem für den Abend wieder für alle ein Essen zubereitet wurde. Mit dem Mehl, den Eiern und dem Fett wurden Krapfen für die Adjuvanten gebacken. Den Wein für die Adjuvanten steuerten die großen Kinder bei. Bei diesem „Tanz" sorgten die großen Knaben und die Lehrer für Ordnung und die großen Mädchen für Sauberkeit. Der Tanz dauerte einen Tag und zwei Nächte. Bevor der Saal fertig war,wurde in den Klassen gegessen und in einer Klasse getanzt. Nachdem der Saal gebaut worden war, fand für einige Jahre alles dort statt. Dann kamen schwere Jahre und es wurde nicht mehr so gefeiert.


Aufsetzen der Maibäume am Palmsonnabend                                                                                                                                                                                       Es war Brauch, dass die Burschen zu Pfingsten den Mägden einen Maibaum (Birke oder Linde) vor das Fenster „aufsetzten". Manches Mädchen erhielt 3-4 Maibäume. eim Aufsetzen oder danach erhielten die Knaben ein Glas Wein und Gebäck. Die älteren Burschen setzten den Baum ihrem Schätzchen (Lefken) auf. Als Dank für den Maibaum nähten die Mädchen den Burschen am Peter und Paul Tag einen Strauß aus Naturblumen auf den Hut. 

Peter und Paul Tag                                                                                                                                                                                                                               Den Peter und Pauls Tag bestellten die Schwestern der Schwesternschaft. Sie banden aus Feldblumen die „Krone", welche auf einen 4m hohen Mast aufgesetzt wurde und auf dem Pfarrhof in ein Rad aufgestellt wurde. Nach 1948 wurde der Maibaum im Kirchhof aufgestellt. Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Jugend auf dem Kirchhof. Die Burschen trugen das Kirchengewand und die Mägde Bänder um den Kopf, ein weißes Kleid und ein schwarzes Samtleibchen. Die jüngsten Mägde sammelten die Hüte der Burschen ein. In der Kirche wurde auf jeden Hut ein Strauß genäht. Dann gingen die Mägde auf den Pfarrhof und erwarteten die Burschen. Die Burschen kamen geschlossen mit den Knechtvätern an der Spitze und das Lied „Ich bin ein Sachs" singend auf den Pfarrhof. Wenn der Zug den Pfarrhof betrat begannen die Adjuvanten einen Marsch zu spielen, bis alle Burschen vor der Scheune waren. Nach einer kurzen Pause spielten sie einen Walzer und nun forderten die älteren Mägde den Burschen zum Tanz auf, dem sie den Strauß auf den Hut genäht hatte. Alle Zuschauer waren auf diesen ersten Walzer neugierig. Nach 3 Reihen (Roan) bestiegen der Altknecht und der Jungaltknecht die Krone. Gewöhnlich hielt der Altknecht eine Rede. Zum Abschluss trank er aus der Flasche, die die Mägde in die Krone gebunden hatten, auf das Wohl des Herrn Pfarrers und seiner Familie, dann auf das Wohl des Presbyteriums, der Mägde, die die Krone gebunden hatten und auf das Wohl aller. Alt und jung. Nach weiteren 3-4 Reigen war der offizielle Teil zu Ende und Burschen brachten abwechselnd ihre Kirchenkleider nach Hause. In vielen Jahren wurde von einem Lehrer mit der Jugend auf Blasmusik oder Gesang ein Reigen aufgeführt. Nach einigen Jahren des Verbotes wurde ab 1948 das Peter und Paul Fest auf dem Kirchhof gefeiert. Jetzt gingen zuerst die Mägde mit den Hüten, begleitet von Marschmusik um die Krone. Dann kamen die Burschen aus dem Kantus und gingen bis zu ihrem Hut. Nach 3 Reigen bestiegen zwei Burschen die Krone und der eine hielt die Ansprache. Anschließend wurden 3-4 vom Pfarrer eingeübte Lieder gesungen und der Kurator und der Pfarrer hielten eine Rede. Nach einigen Tänzen war der offizielle Teil zu Ende und die Burschen legten ihre Kirchentracht ab. Der Tanz wurde bei gutem Wetter bis in die Nacht fortgesetzt. Bei schlechtem Wetter wurde im Saal getanzt.


Kathreinenball                                                                                                                                                                                                                                        Ein weiterer traditioneller Tanz war der Kathreinentanz, den die Schwesternschaft veranstaltete. Bei diesem Tanz musste jedes Mädchen Hiubes (Kuchen) tragen, den sie den Burschen aufwarteten. Dieser Tanz dauerte nur eine Nacht.

Osterbräuche                                                                                                                                                                                                                                     Nach dem Gottesdienst am Ostersonntag bildeten alle Kirchgänger auf dem Kirchhof einen geschlossenen Zug zum Ehrengeleit des Pfarrers. Die Adjuvanten stimmten das Kirchenlied „Es ist erstanden" an und der Zug setzte sich in Bewegung. Voran ging die Jugend, dann kamen Herr und Frau Pfarrer, der Kurator, das Presbyterium, die Adjuvanten, die Frauen und zum Schluss die Männer. Die Jugend ging auf den Pfarrhof, alle anderen bildeten vor dem Tor einen Halbkreis. Der Kurator hielt eine Begrüßungsrede, für welche sich der Pfarrer ebenfalls mit einer Rede bedankte. Bis 1941 wurden am 2. Ostertag nach der Kirche der Rektor und die Lehrer mit dem Ehrengeleit bis zu ihren Häusern gebracht.

Die Kinder erhielten zu Ostern von ihren Taufpaten und Taupatinen zwei gefärbte Eier. Früher bekamen die Patenkinder diese Eier bis sie heirateten. Ab 1971 bekamen sie die Ostereier nur bis zur Konfirmation, die immer am Palmsonntag stattfand.

Weihnachten                                                                                                                                                                                                                                     1957 führte die Jugend unter der Leitung von Pfarrer Lösch zum ersten Mal ein Krippenspiel in der Christnacht auf. Da der Gottesdienst in der Christnacht zu lange dauerte, wenn das Krippenspiel aufgeführt wurde, wurde es fast jedes Jahr vor oder nach Weihnachten aufgeführt. Nach der Weihnachtsbescherung der Kinder versammelten sich die Adjuvanten im „Cantus" (Probezimmer). Einige der Adjuvantenfrauen brieten in großen Blechen das mitgebrachte Fleisch und die Wurst. Um 24 Uhr stiegen alle auf den Turm. Von 23 bis 24Uhr wurde mit der großen Glocke geläutet. Schlag 24Uhr bliesen die Adjuvanten das Lied „Puer natus" ein Kind geboren in Bethlehem und danach „Lobt Gott, ihr Christen freuet euch". Einige sangen diese Lieder mit. Die Adjuvanten bliesen zuerst an dem Turmfenster das in Richtung Weizenfeldern ging und danach an den anderen drei Fenstern. Anschließend wurde auf dem Kirchhof noch ein Walzer und eine Polka gespielt und die Jugend tanzte darauf. Die Unterhaltung dauerte bis zum Morgen. Am 2. Und 3. Christtag fand der Tanz genannt „Wirtschaft" statt. Diesen Tanz bestritt die Burschenschaft. Schon in der Weinlese wurde hierfür Most gesammelt. Vor Christtag wurde von Müttern der Burschen der geschnittene Teig für eine Rindsuppe vorbereitet. Am 2. Christtag wurde von den Müttern dann die Rindsuppe und Fleisch mit Soße für die Schwestern-und Bruderschaft zubereitet. Am Nachmittag des 2. Christtages wurde von der Schwesternschaft und von der Bruderschaft der übliche Zugang abgehalten. Nach dem Zugang gingen alle in Kirchentracht zum Abendessen, das mit einer Ansprache des Altknechtses begann. Nach dem Essen wurde die Kirchentracht abgelegt und der Tanz begann und dauerte bis in die Morgenstunden. Am 3. Christtag versammelten sich wieder alle Burschen und Mägde zu einem Essen. Diesmal gab es ein „Brodelawend". Nach dem Essen wurde der Tanz bis zum nächsten Morgen fortgesetzt. Die Wirtschaft und auch andere Bräuche die mit großen Ausgaben verbunden waren, hörten in der Nachkriegszeit auf. Die Wirtschaft wurde im Kirchensaal nur noch einige Mal abgehalten.


Familienfeste, Gemeindefeste

Die Taufe                                                                                                                                                                                                                                             Die Taufe der Kinder fande immer während des Gottesdienstes, nach der Predigt statt. Bis 1929 ließen Eltern, die viele Kinder hatten, diese während der Vesper taufen. Seit 1952 gingen auch die Eltern zusammen mit den Taufpaten zum Taufbecken mit.

"Verlangen" eines Mädchens zur Braut                                                                                                                                                                                                
Am Dienstagabend geht der Bursche „verlangen". Während er verlangt fallen draußen zwei Schüsse. Nach den Schüssen werden auch die Burschen hineingerufen und bewirtet. Am Mittwochabend treffen sich die Eltern des Brautpaares zu einer Besprechung. Am Donnerstag fährt das Brautpaar zusammen in die „Stadt" um einzukaufen. Der Bursche kauft der Braut das Myrtenkränzchen und den Ehering und das Mädchen kauft dem Bräutigam den Strauß, den er am Hut tragen wird und ein Hemd. Am Samstagabend findet dann die Verlobung statt. Vor dem Essen geht das Brautpaar mit zwei „Wortmännern" zum Pfarrer in die Betstunde. Danach beginnt die Feier.

Die Trauung                                                                                                                                                                                                                               Gewöhnlich findet die kirchliche Trauung am Tag nach der standesamtlichen Trauung statt und anschließend gibt es ein Hochzeitsfest, das seit 1923 gewöhnlich im Saal stattfindet. Vor der Trauung erhalten die Gäste Hanklich, Schnaps und ein Brodelavend (Gulaschsuppe). Nach dem Essen bereiten sich die Gäste für die Kirche vor. Sie ziehen die Kirchentracht an und einige Frauen „bockeln" sich. Vor dem Gottesdienst findet die „Aufnahme" statt. Danach wird geläutet und die Hochzeitsgäste gehen im geschlossenen Zug in die Kirche zur Trauung.



Nach der Trauung versammeln sich die Hochzeitsgäste wieder im Saal und es wird „gegovd" (geschenkt). Die Zeremonie beginnt und endet mit einer Rede der Wortmänner.                                                                                                                                                                                                                                                 
Die Braut behält den „Borten" bis nachts um 12 Uhr auf dem Kopf. Dann muss sie ihn während einer Zeremonie absetzen. Diese beginnt mit folgendem Lied:
Ir Medcher schlesst erun as Frengden wird verzoan,mir messe sa amzonjen und sa zer lurdnung zwonjen. Hm, Hm, ja, ja der Biurten, de Frons uch de Masch am Zepchen, mer wer der ewenich uch ewenich uch däck det Krepchen. Et stiht sich nemmi un der Biurten mess dervun. Erue met dem Biurten na hirscht tea noch net. En Med mät em Mun dä git at jo net, et as nea alles verba, tea hast nea en gang Frau.

Nach diesem Lied hält der Pfarrer oder ein Wortmann eine Rede, nimmt den „Borten" ab und übergibt ihn der Mutter. Auch das Sträußchen vom Hut des jungen Mannes wird abgeschnitten und seiner Mutter übergeben. Die junge Frau bindet sich das Häubchen auf und es beginnt der „Jungfrauentanz". Beim Jungfrauentanz tanzt außer der Braut noch eine Frau mit. Von den Männern und Burschen mit denen sie tanzen erhalten beide Geld. Auch für die Musikanten wird auf einem Teller Geld gesammelt. Um 11 Uhr des nächsten Tages findet in der Kirche die Einsegnung der jungen Frau statt. Nach der Einsegnung wird vor der Kirche getanzt. Während des Tanzes wird die junge Frau entführt. Man versteckt sie zusammen mit zwei anderen Frauen hinter einem Tuch. Der junge Mann muß erraten welche von ihnen seine Frau ist. Kann er das nicht, so muss er etwas bezahlen um seine Frau wieder zu bekommen. Am 2. Hochzeitstag wurde vom „Übriggebliebenen" gegessen und bis zum Abend weiter getanzt.

Bis zum 1. Weltkrieg gingen die Hochzeitsgäste am 2. Tag zu denen, die nicht auf der Hochzeit waren und brachten ihnen Brot, Nüsse und Wein.

Das Begräbnis

Vor jedem Begräbnis läutet die kleine Glocke 1 Stunde lang. Während dieser Stunde „Zusammenläuten", geht der Pfarrer und die Adjuvanten zum „Leichenhaus". Die Adjuvanten spielen zuerst einen Choral, dann ein anderes Stück. Anschließend hält der Pfarrer die „Leichenrede". Der Tote wird dann, von „Leichenmärschen" der Adjuvanten begleitet, zum Friedhof getragen.


Opfergang um den Altar
Nach dem Hauptgottesdienst am 1. Christtag und am 1. Ostertag gingen alle Kirchengänger um den Altar und „opferten".
Zuerst gingen die Kinder, dann die Burschen, der Pfarrer, das Presbyterium und alle Männer, danach die Frau Pfarrer, die Frauen und zum Schluss die Mägde. Die Ältesten gingen immer voran.

Ein neuer Pfarrer oder Lehrer zieht nach Mortesdorf
Ein neu gewählter Pfarrer oder Lehrer wurde von einem Kirchenvater oder Presbyter mit einem bekränzten Wagen abgeholt. Die Burschen der Brüderschaft die Pferde hatten zogen ihr Kirchenkleid an und ritten dem Wagen bis an die „Hattert"grenze entgegen. Der neu gewählte Pfarrer oder Lehrer wurde vom Altknecht begrüßt. Der Pfarrer oder Lehrer hielt darauf hin eine Ansprache. Danach ritten die Burschen in Viererreihen vor dem Wagen. Am Anfang der Gemeinde warteten die übrigen Burschen der Bruderschaft, die Schwesternschaft und die Adjuvanten. Von der Musik der Adjuvanten begleitet gingen alle bis zur Wohnung des Neugewählten mit. Dort wurde der Pfarrer vom Kurator und der Lehrer vom Pfarrer begrüßt. Kam ein neuer Lehrer wurde ein Festessen gegeben. Die Adjuvanten spielten und die Jugend tanzte nach dem Essen. Für einen neuen Pfarrer wurde eine „Präsentation" gehalten. Vor dem Kirchgang hielt der Bezirksdechant mit dem Presbyterium und der Gemeindevertretung eine kurze Sitzung ab. Hier wurden die Pflichten und Rechte der Gemeinde und des Pfarrers festgesetzt. Die Gemeinde hatte die Pflicht für das nötige Brennholz des Pfarrers zu sorgen. Vor der Enteignung brachte man das Holz aus dem Kirchenwald, danach mussten die Nachbarschaften für fertig geschnittenes Holz sorgen. Dafür musste der Pfarrer jeder Nachbarschaft 1 Liter Schnaps geben. Als Mortesdorf noch die 24 „Joch" Pfarrers „Grund" hatte, musste die jeder aus der Bruderschaft und Schwesternschaft einen Tag lang dort arbeiten. Das Korn wurde von der Schwesternschaft geschnitten und von den Burschen der Bruderschaft gebunden und in Haufen gelegt. War das Korn eingebracht, lud der Pfarrer die Schwesternschaft und Bruderschaft auf den Pfarrhof zu einem Essen und Wein ein. Ebenfalls am Pfarrhof „bestellte" er einen „Tanz" für die Schwesternschaft und Bruderschaft.

Die Kirchturmglocken 
Mit der großen Glocke wurde am Morgen, zu Mittag und am Abend geläutet. Während der Adventszeit wurde abends um 8 Uhr zur Erinnerung an die Enthauptung des Apostels Johannes geläutet. Jeden Samstag läutete man nachmittags um 3 Uhr zur Vesper. Früher wurde nach dem Vesperläuten nicht mehr auf dem Feld gearbeitet und Pfarrer, Lehrer und alte Leute gingen zum Vesper Gottesdienst. Später gingen nur noch Pfarrer und Lehrer zum Vesper Gottesdienst, bis er 1927 ganz abgeschafft wurde.
Sonntags wurde zum Hauptgottesdienst zuerst mit der großen, dann mit der kleinen und dann mit beiden Glocken zusammen geläutet. Um 2 Uhr nachmittags wurde zur Vesper geläutet. Früher gingen Frauen, Männer und die Jugend zur Vesper. Alle jugendlichen der Schwesternschaft und Bruderschaft waren verpflichtet zum Hauptgottesdienst und zur Vesper zu gehen. Ab1939 ging die Jugend nicht mehr zur Vesper.
Am 31. Dezember jeden Jahres läuteten beide Glocken von 12-13 Uhr. In dieser Zeit wurden die Obstbäume mit Stroh und Hanf umwickelt, damit sie im nächsten Jahr viel Obst tragen.
Die kleine Glocke läutet 1 Stunde lang, wenn jemand gestorben ist und 1 Stunde vor dem Begräbnis. Während dieser Stunde „Zusammenläuten", geht der Pfarrer und die Adjuvanten zum „Leichenhaus".
Mit dem Glöcklein wurde früher zu Gemeindearbeiten gerufen.
Wenn ein Feuer ausbrach wurde mit der großen Glocke „gestürmt" d.h. nicht regelmäßig geläutet.

Die Feuerwehr
Der Hornist der Feuerwehr blies Alarm zum Feuerlöschen wenn mit der großen Glocke gestürmt wurde. Früher gab es eine „Freiwillige Feuerwehr", die sich ihren Obmann und andere Beamten selbst wählte. Zur freiwilligen Feuerwehr gehörten Burschen ab dem 18. Lebensjahr und Männer bis zum 42. Lebensjahr. In Mortesdorf gab es bis 1925 nur eine große Spritze und mehrere Handspritzen, die zusammen mit den anderen zum Feuerlöschen notwendigen Sachen in einem „Schöpfen" neben der Ringmauer aufbewahrt wurden. Der Schlüssel zu diesem Schöpfen war beim Burghüter. Brach ein Feuer aus, halfen auch Mädchen, Frauen, Burschen und ältere Männer bei den Löscharbeiten mit. Nach 1939 gehörten nur noch wenige Männer der Feuerwehr an. Sie wurden vom Ortsamt bestimmt. Alle andern Einwohner mussten weiterhin bei den Löscharbeiten mithelfen. Die freiwillige Feuerwehr hatte gewöhnlich am 1. Januar ihren Ball.

Das Gericht in Mortesdorf
Früher wählten die Bewohner eine „Kommunität" aus den Reihen der älteren Männer. Diese wählten sich einen „Hannen" oder Ortsrichter, einen Kleinrichter und einen Kassierer. Diese hatten für Ordnung in der Gemeinde, auf dem „„Hattert"" und in den Weinbergen zu sorgen. Sie hatten auch die Aufsicht über die „Wehre" in der Gemeinde und auf dem „Hattert". In Mortesdorf waren nur 1945 und 1946 rumänische Kleinrichter.
Bevor Streitigkeiten durch staatliche Prozesse gerichtet wurden, wurden kleinere Streitigkeiten zwischen den Einwohnern oder Ehegatten im kirchlichen Rathaus oder vom Presbyterium geschlichtet.

Bestrafte wurden im Gefängnisturm neben der Kirche eingesperrt. Schwerverbrecher wurden auf dem Galgenberg am Galgen erhängt.

Die Hebamme
Seit alters her stellte die „Kommunität" für die Gemeinde eine Hebamme an und bezahlte sie. Außerdem wurde sie nach der Geburt eines Kindes nach Belieben beschenkt. Sie wurde zur Geburt gerufen und betreute die Wöchnerin und das Kind die nächsten 8 Tage. War die Hebamme eine Sächsin, so wurde sie zur Taufe des Kindes eingeladen und hielt das Kind in der Kirche über das Taufbecken.

Ab 1948 wurden die schwangeren Frauen von Mortesdorf vom Kreisarzt betreut und zur Geburt wurden sie mit dem Rettungswagen in eine Entbindungsklinik gefahren.